Dienstag, 2. Januar 2018

Lichtblicke

Alte Zollstraße in Wassersleben
Wenn wir früher an Weihnachten in Flensburg waren, genauer gesagt in Wassersleben an der Flensburger Förde, wurde es meist gar nicht richtig hell. Umso stärker sind mir die Kerzen des Weihnachtsbaums in Erinnerung, untermalt vom Duft nach Räucheraal und frisch gepulten Nordseekrabben. Die Straße im Bild, die Alte Zollstraße meiner Kindheit und Jugend, führt nach wenigen hundert Metern ins dänische Grenzland, wo wir die roten Hotdog-Würste, Sild, Makrelensalat und Kaminstreichhölzer kauften. Abseits vom Großen Rummel sind mir diese Licht-Blicke auch weiterhin wichtig geblieben. Diesmal waren es in der Zeit drei Ereignisse, die mir vom Jahresende in Erinnerung bleiben werden: Das alljährliche Fackelfeuer in Altensteig, das wir schon häufig direkt aus der Nähe erlebt haben. Superspannend immer der Moment, in dem das Feuer entzündet wird und ein heftiger Schwall heißer Luft herüberschießt. Wir standen diesmal zusammen mit anderen auf dem oberen und unteren Marktplatz und konnten beide Feuer vor der historischen Kulisse sehen, dazu die tausend Lichtpünktchen der Fackelträger, die hin und her wogten.

Der zweite Lichtpunkt war der Besuch unseres Lieblingslokals in Reutlingen, Alexandre. Für uns ist es immer ein Genuss, dort zu sitzen, ob drinnen oder draußen, die Leute zu beobachten und mit den stets dienstbereiten und freundlichen Kellnern zu plaudern. Über das Essen können wir wenig sagen, aber ein oder zweimal war es gut. Wir bestellen meist zu zweit einen Pfannkuchen mit Apfelmus, Schokoladensoße und Vanilleeis. Die Bedienung war diesmal eine junge Frau, die in Villingen das Hotelfach studiert. Mir wurde klar, wo der Unterschied zwischen einer solchen Kraft und ungelernten Bedienungen liegt. Die haben wir leider bei einem Chinesen erleben müssen, der im Lauf des Jahres immer schlechter wird und sich trotzdem ungemeiner Beliebtheit erfreut. Das falsche Essen, das mir serviert wurde, riss die unfreundliche Kellnerin mir aus der Hand, um mir kurz darauf das richtige zu bringen, nur war die Ente dann ungemein knorfelig und kostete auch noch fünf Euro extra.

Und nun zu Nummer drei, einem Besuch in Esslingen am gestrigen Neujahrstag. Die Stadt war voller Lichter, Menschen bummelten friedlich umher. Es hatten nur wenige Cafés geöffnet, aber bei Segafredo ging es sehr familiär zu. Höhepunkt war ein Besuch der Stadtkirche St. Dionys. Rechts und links des Altars standen leuchtende Christbäume, die romanischen Säulen, der gotische Chor und das Gestühl sind einzigartig. Zwei junge Männer fragten uns, ob sie auch in den Chorraum hinter dem Altar gehen dürften, sie seien orthodox. Die Einladung, sich alles anzuschauen, nahmen sie mit Staunen entgegen. So ist dieses Jahr 2017 voller Licht zu Ende gegangen. Die paar Raketen im Städtle machten den Kohl dann auch nicht mehr fett. Wichtiger war für mich die Überarbeitung des Schwarzwaldkrimis, in dem von Raunächten und einem verschwundenen Pfarrer die Rede ist. Und für mich bedeutet das Ganze vor allem, dass es jetzt jeden Tag ein paar Minuten später dunkel wird. Allen meinen Lesern und Leserinnen wünsche ich viele solcher Licht-Blicke im Jahr 2018, das gerade erst begonnen hat.

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