Sonntag, 3. August 2014

Vom Scheitern und vom Neuanfang

Vor einem halben Jahr dachte ich noch, das war`s dann mit dem Schreiben. Kein Verlag mehr, keine Agentur und ein paar Manuskripte auf der Festplatte, mit denen man weder bei großen Verlagen noch bei Agenturen auf offene Türen stoßen würde. Und vor allem: keine Lust mehr, sich noch einmal auf die große Suche zu machen und alle Prozeduren wieder und wieder über sich ergehen zu lassen. Die Bücher in den Buchhandlungen zu begrüßen und sie (so war`s am Schluss) im Monat darauf gar nicht mehr zu finden, bei Amazon unter ferner liefen. Auf Abrechnungen zu warten, die immer viel zu spät kamen mit dem stummen Vorwurf: Hat sich nicht nach unseren Erwartungen verkauft.

Im Februar saß ich da mit einem Manuskript, einem Krimi aus dem 18. Jahrhundert, mit dem es weder vor noch zurück ging. Kein Esel hätte den Karren da herausholen können, worin er steckte. Schreibblockade total. Auch eine Neukonzipierung brachte nichts. Einfach keine Lust mehr. Vielleicht war ich auch nur erschöpft? Im März begann ich damit, meine E-Bookrechte am historischen Krimi "Das Vermächtnis des Bischofs" zu klären. Mit der vereinten Hilfe von zwei Autorenfreunden gelang es mir dann, im Juni das E-Book herauszubringen. Das Ergebnis sieht man hier rechts im Layout. Seitdem ist es eine Bereicherung meines Lebens, wenn ich das mal so pathetisch sagen darf. Ein Buch, das mehr meins ist als fast alle anderen, das ursprünglich niemand haben wollte und das jetzt so erfreulich sichtbar heruntergeladen wird, ein Buch, das bleibt über die Wochen und Monate, ein Buch, für das ich kaum Werbemaßnahmen anstoßen musste.

Ein Urlaub und eine Verlagsanfrage nach dem Jetztzeit-Krimi "Martinsmorde" später war es dann endlich so weit. Mir war klar, dass der Roman, den ich hatte schreiben wollen, schon fast 200 Jahre zuvor geschrieben worden war: von Hermann Kurz mit seinem "Schillers Heimatjahre. Die Wanderungen des Heinrich Roller." Da traten alle Figuren auf, die auch bei mir eine Rolle hätten spielen können: Friedrich Daniel Christoph Schubart, Herzog Carl Eugen, der Räuber Hannikel und Friedrich Schiller. Aber es gab ja auch eine Krimihandlung, die unentwirrbar schien. Ich habe mir einfach einen Ruck gegeben und zwei Handlungsstränge sowie eine weitere Figur aus dem historischen Krimi vom Februar rausgeschmissen, die Handlung an einem späteren, spannenderen Zeitpunkt eingesetzt, die ersten 35 Seiten abgetrennt, überarbeitet und die restlichen 40 Seiten als Recyclingstation gespeichert. Jetzt zählt allein wieder der Text und nicht die Verlage, die späteren Leser oder die Kritiken oder die Frage, warum man das Ganze überhaupt noch macht -warum man das alles mit sich machen lässt. Und es bleibt der Schauplatz Schwarzwald, diesmal mit dem Tübinger Schloss im Zentrum.


4 Kommentare:

  1. Liebe Christa,

    in deinem Beitrag klingt so viel Erleichterung und Freude an deinen Büchern mit! Wie gut, dass du die Zweifel überwunden hast. Da stecken noch viele aufregende Geschichten in dir, keine Frage. Und mit der reellen Aussicht auf so viel Aufmerksamkeit wie sie verdienen!

    Herzliche Grüße
    Sabine

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  2. Liebe Sabine,

    danke für die Rückmeldung! Ja, es ist irgendwie sehr befreiend, wenn man weiterkommt und wieder Land vor sich sieht. Bei dir habe ich heute auch gesehen, dass es noch am Erscheinungstermin von "Leilani" und am Anfang vom nächsten Buch "hakt". Aber den Termin 15. 08. habe ich mir schon mal innerlich notiert, kann ich mir zusammen mit dem nächsten Interview von Tintenhexe gut merken (13.August).

    Herzliche Grüße
    Christa

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  3. Liebe Christa,
    du glaubst gar nicht, wie mich dieses Posting für dich freut - und du machst anderen ganz sicher Mut damit!
    Ich habe ja deine Leiden oft "live" hier verfolgen können und kenne es vom eigenen Leibe, welchen Mut es doch braucht, ins "Eigene" zu springen. Zu stark wurden wir über die Jahre zum braven Verlagsautorle dressiert ... als gäbe es keine anderen Wege für die Kunst.

    Drum freut mich auch ganz besonders, dass es dir geht wie mir mit meiner Backlist: Plötzlich finden die Bücher ein ganz neues, vielleicht sogar noch besseres Publikum als zuvor, weil wir Autoren einfach auch näher an unseren LeserInnen sind. Und wir haben nie wieder die Angst, ein Herzensprojekt in die Schublade legen zu müssen, weil eine einkaufende Verlagsmitarbeiterin zufällig grade Zahnschmerzen hat. ;-)

    Möge dich das weiter beflügeln!
    Herzlichst,
    Petra

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  4. Liebe Petra,

    und mich freut es sehr, gerade von dir so einen beflügelnden Kommentar zu bekommen-hattest du doch diesen Sprung schon wesentlich früher vollzogen! Und was mir auch erst jetzt so eindeutig klar geworden ist: wie wichtig die Cover und die Klappentexte sind, dass sie eben nicht so nullachtfünfzehn und so lieblos-gleichförmig daherkommen sollten. Unvergesslich unsere Coverdiskussionen, hier in den Blogs und auch bei FB! Emons habe ich auch deswegen ausgesucht, weil die Cover mir gut gefallen, ich sehe sie oft in den Buchhandlungen. Gestern war ich drauf und dran, das MS auch noch zum Grafit-Verlag zu schicken, aber da schreiben doch ganz andere Kaliber, und ich hätte das MS nochmal ganz ausdrucken und hinschicken müssen -*schweißabwisch* ;-)

    Herzlichst
    Christa

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